„Hauptache Perfekt!“

Perfekt zu sein – das strebte ich von klein auf an.
Ich habe eine wunderschöne Schwester. Die Leute drehen sich nach ihr um, wenn wir zusammen die Straße entlanggingen. Ich war nie eifersüchtig auf sie, aber ich war halt das „hässliche Entlein“. „Lieb sein ist wichtiger als schön sein“, sagte meine Mutter dann, um mich zu trösten. Ich versuchte danach zu leben und stellte schon sehr früh fest: Wenn ich tat, was andere von mir erwarteten, erkannten sie mich an und gaben mir Streicheleinheiten.

In der Laienspielgruppe unserer Gemeinde habe ich viele Rollen gespielt. Das fiel mir leicht, denn ich habe mein Leben lang geschauspielert – ich war jemand anderes und nicht ich selbst. Viele Jahre wusste ich nicht, wer ich wirklich war, denn ich versuchte so zu sein, wie meine Umgebung mich haben wollte. Das war harte Arbeit. Es war so hart, dass ich, als ich vor zwanzig Jahren Christ wurde, äußerst erleichtert war, die Liebe von Christus annehmen zu können und zu wissen, dass er mich so annahm, wie ich war. Lange Zeit war das alte Lebensmuster nicht mehr gültig, und mein Leben wurde aktiv, glücklich und sinnvoll. Aber irgendwie schlichen sich die alten Denkmuster wieder ein und sinnvoll. Aber irgendwie schlichen sich die alten Denkmuster wieder ein und mein Perfektionismus tauchte wieder auf. Ich versuchte, mir Gottes Liebe und Anerkennung genauso zu verdienen, wie ich es früher bei Menschen getan hatte. Doch das ging schief. Gott musste es misslingen lassen, denn seine Liebe können wir uns nicht verdienen. Er hat uns schon angenommen – Leistung ist nicht nötig! Aber ich habe mich wieder mit aller Kraft bemüht, eine perfekte Christin zu sein. Vergeblich. Daraufhin kehrten sich meine Gedanken immer mehr nach innen und ich beschäftigte mich nur noch mit mir selbst. Unbewusst baute sich dabei in mir Zorn und Groll gegen all die Menschen in meiner Umgebung auf, die – wie ich meinte – von mir Perfektsein erwarteten. All das hat mich krank gemacht, körperlich krank: Ich hatte Probleme mit meinem Nacken bekommen – die Nackenwirbel waren angegriffen. Deswegen erhielt ich drei Jahre lang entzündungshemmende Mittel, die als Nebenwirkung Muskelschmerzen, Depressionen und Verdauungsstörungen auslösten. Hierzu kam eine Milchallergie, die wiederum andere Probleme zur Folge hatte. Dann stellten sich im Nierenbereich Schmerzen ein. Ich konsultierte einen Nierenspezialisten. Er riet mir zu einem operativen Eingriff. Aber dazu hatte ich weder Zeit noch Kraft. Endlich wurde mir klar, dass ich Hilfe brauchte, und ich suchte Beratung. Das Ergebnis der Beratungsgespräche war erstaunlich. Ich brauche für meinen Nacken keine Medikamente mehr. Die Nierenoperation erübrigt sich. Die Depression ist verschwunden. Ich erlebe eine Freiheit und ein Heilsein wie noch nie. Ich bin wie neugeboren. Das erinnert mich stark an das Erlebnis vor zwanzig Jahren, als ich mein Leben Jesus Christus erstmals übergab. Jetzt habe ich ihn und seine Freiheit neu erfahren. Und das ist für mich erlebte Wirklichkeit. Das hat mich geistlich, körperlich, gefühlsmäßig und geistig von Grund auf verändert. Jahrelang trug ich meine lächelnde christliche Maske und hätte nie zuzugeben gewagt, dass ich Probleme hatte. Mein Stolz hielt mich davon ab – und ich bekam diese körperlichen Beschwerden. Erst als ich mich über den Stolz hinweggesetzt hatte, fand ich Hilfe. Jetzt bin ich frei! Das ist mir unendlich kostbar. Ich bin aber auch dankbar für die früheren Probleme, denn ohne sie hätte ich nie diese Hilfe erfahren und solche Zuversicht für die Zukunft gefunden.

Mit freundlicher Genehmigung! Aus dem Buch "Das schaffen wir" Hrsg. Werner Brück Erhältlich im Blaukreuzverlag